Neutrophilen-Subtyp als potenzielles therapeutisches Ziel bei sekundären Lungengewebeschädigungen

© Fraunhofer ITEM
Hellblau leuchtende neutrophile Granulozyten in Zellen einer bronchoalveolären Lavage nach einer Endotoxin-induzierten Entzündung. Dargestellt ist eine Chipzytometrie-Fluoreszenzaufnahme.

Akutes Lungenversagen kann die Folge einer außer Kontrolle geratenen Entzündung sein, welche durch eine direkte oder indirekte Schädigung der Lunge hervorgerufen wird. Mitverursacher dieser massiven immunologischen Überreaktion sind neutrophile Granulozyten, die unter pathologischen Umständen erhebliche sekundäre Gewebeschädigungen induzieren können.

Nicht alle Neutrophilen scheinen an der Überreaktion beteiligt zu sein, sondern eine Untergruppe, die den Oberflächenrezeptor DEspR (Dual Endothelin-1 and VEGF signal peptide-activated Receptor) exprimiert. Diese sogenannten »Schurken«-Neutrophilen zeichnen sich durch eine verzögerte Apoptose aus, sodass die Zellen über einen längeren Zeitraum aktiv sind als gewöhnlich. In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Universität Boston zeigten die Forschenden, dass eine Endotoxin-induzierte Entzündung bzw. akute Gewebeschädigung bei Ratten, Rhesusaffen und Menschen zu einem Anstieg von pulmonalen und systemischen DEspR-positiven Neutrophilen führt. Die prophylaktische Gabe eines anti-DEspR-Antikörpers reduzierte die durch Endotoxin ausgelöste Hypoxämie bei Affen und steigerte die Überlebensrate bei Ratten. Die publizierten Erkenntnisse (Carstensen et al., 2022) eröffnen einen neuen Therapieansatz für durch Neutrophile verursachte, sekundäre Gewebeschädigungen, wie sie bei akutem Lungenversagen auftreten.

Kontakt

Saskia Carstensen

Contact Press / Media

Saskia Carstensen

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Biomarkeranalytik und –entwicklung

Telefon +49 511 5350-8152