Ein Laserdrucker direkt neben dem Arbeitsplatz ist eine praktische Sache. Doch die Geräte können möglicherweise ebenso wie 3D-Drucker während des Betriebs Aerosole ausstoßen, die unter anderem Nanopartikel enthalten – also Teilchen, deren Größe zwischen einem und hundert Nanometern liegt. Zum Vergleich: Ein Haar ist etwa 60 000 bis 80 000 Nanometer dick. Auch im Straßenverkehr entstehen Nanoteilchen, etwa durch den Abrieb von Reifen. Bislang weiß man jedoch wenig darüber, wie sich diese Partikel auf den menschlichen Körper auswirken, wenn sie beim Einatmen über die Lunge aufgenommen werden. Entsprechende Untersuchungen wären bislang nur über Tierversuche möglich. Zudem müssten unter großem Aufwand große Probenmengen des jeweiligen Aerosols eingesammelt werden.
Biologische Wirkung – direkt messbar
Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM sowie des Fraunhofer-Instituts für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI unter Beteiligung der TU Berlin sowie deren Ausgründung TissUse GmbH arbeiten im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt »NanoINHAL« daran, die Auswirkungen von Nanopartikeln auf den menschlichen Körper zu untersuchen. »Wir analysieren die biologische Wirkung der Aerosole unmittelbar und einfach mittels In-vitro-Verfahren – und zwar ohne Tierversuche«, sagt Dr. Tanja Hansen, Gruppenleiterin am Fraunhofer ITEM.
Möglich wird das durch eine Kombination zweier bereits existierender Technologien: Des Multiorgan-Chips Humimic Chip3 der TU Berlin und ihrer Ausgründung TissUse und des P.R.I.T.® ExpoCube®, einer Entwicklung des Fraunhofer ITEM. Der Humimic Chip3 ist ein Chip in der Größe eines laborüblichen Objektträgers von 76 x 26 mm. Darin lassen sich 100 000-fach miniaturisierte Gewebekulturen platzieren, wobei Nährlösungen durch Mikropumpen die Gewebekulturen versorgen. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Gewebeproben von Lunge und Leber und ihre Interaktion mit Nanopartikeln künstlich nachstellen.
Vier dieser Multiorgan-Chips passen in den P.R.I.T.® ExpoCube®. Das ist ein Expositionsgerät zur Untersuchung luftgetragener Substanzen wie Aerosolen mit In-vitro-Methoden. Über ein ausgeklügeltes System aus Mikropumpen, Heizelektronik, Aerosolleitungen und Sensoren ist der ExpoCube® in der Lage, die Zellproben auf dem Multiorgan-Chip an der Luft-Flüssigkeits-Grenze den verschiedenen Aerosolen oder eben Nanopartikeln auszusetzen – so wie es auch in der menschlichen Luge geschieht –, und zwar auf eine kontrollierbare und reproduzierbare Weise.
Die Nanopartikel strömen dabei durch eine Mikroleitung, von der mehrere Abzweigungen nach unten führen, um die Luft samt Nanoteilchen auf die vier Multiorgan-Chips zu leiten. »Sollen Lungenzellen an der Luft-Flüssigkeits-Grenze exponiert werden, spielen zahlreiche Parameter hinein, beispielsweise die Temperatur, der Fluss des Nährmediums im Chip, aber auch der Aerosolfluss. Das macht es so kompliziert«, erläutert Hansen.
Aktuell wird das System weiter optimiert. Am Ende des Projekts werden NanoCube und Multiorgan-Chip detaillierte Untersuchungen von Aerosolen in vitro erlauben. Dann wird es erstmals möglich sein, die direkten Effekte der potenziell schädlichen Nanopartikel auf die Atemwege und gleichzeitig mögliche Effekte auf weitere Organe, beispielsweise die Leber, zu erforschen.