
Frühgeborene mit Atemproblemen brauchen dringend bessere Behandlungsmöglichkeiten. Jährlich kommen weltweit etwa 14,8 Millionen Babys zu früh zur Welt, und rund ein Drittel von ihnen leidet unter Atemproblemen. Besonders hoch ist das Risiko für eine bronchopulmonale Dysplasie – eine Erkrankung, die die Sterblichkeit erhöht und langfristige Schäden, wie eingeschränkte Lungenfunktion und Wachstumsverzögerungen, verursachen kann.
Die aktuelle invasive Standardtherapie mit Glukokortikoiden beginnt aufgrund starker Nebenwirkungen erst, wenn ein Lungenproblem entstanden ist, und somit meist zu spät. Eine inhalative Therapie könnte eine schonendere präventive Alternative sein, doch herkömmliche Methoden haben einen großen Nachteil: Bis zu 96 Prozent des Medikaments gehen im Beatmungssystem verloren.
Hier setzt die innovative Bypass-Technologie an, die von Forschenden am Fraunhofer ITEM entwickelt und patentiert wurde. Sie führt ein hochkonzentriertes Aerosol direkt in die Atemwege und verbessert so die Medikamentenabgabe um das bis zu 3,2-fache im Vergleich zu bisherigen Verfahren. Seit Dezember 2024 wird die Weiterentwicklung dieser Technologie durch eine EXIST-Forschungstransfer-Förderung in Höhe von 1,5 Millionen Euro unterstützt. Das Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hilft forschungsbasierten Projekten aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, den Weg in den Markt zu finden.
Der Fokus liegt auf der Optimierung des Prototyps, insbesondere in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit und klinische Anwendung. Zusätzlich wird ab April 2025 eine klinische Proof-of-Concept-Studie in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein durchgeführt. Diese Studie wird erstmals die Sicherheit und Wirksamkeit der Technologie unter realen Bedingungen untersuchen. Sie wird mit 1,3 Millionen Euro durch das Programm des Institute for Biomedical Translation in Niedersachsen gefördert, das Spitzenforschung in den Lebenswissenschaften in praktische Anwendungen überführen soll.
Mit diesen Förderungen kann das Projekt wichtige Schritte in Richtung Marktreife bis 2029 gehen. Neben der technologischen Weiterentwicklung sind auch die Einbindung klinischer Partner und die Erfüllung regulatorischer Anforderungen entscheidend. Langfristig soll die Technologie auch für andere Patientengruppen, beispielsweise mit chronischen Atemwegserkrankungen wie etwa COPD bei Erwachsenen, angepasst werden. Das Ziel von InhalPlus: die Behandlung von Frühgeborenen verbessern, ihre Überlebenschancen erhöhen und Krankenhausaufenthalte verkürzen.