Verhinderung durch neuartige Therapieansätze
Das respiratorische Synzytialvirus (RSV) löst bei gesunden Erwachsenen meist milde Atemwegsinfektionen aus. Bei Kleinkindern kommt es jedoch oft zu schweren Verläufen. Diese werden in Zusammenhang mit der späteren Entwicklung von Asthma gebracht. Noch ist dieser Zusammenhang wissenschaftlich ungeklärt und effektive Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten fehlen. Die Forschenden am Fraunhofer ITEM haben ein Modell etabliert, das die Virusinfektion in lebendigem, menschlichem Lungengewebe (Precision-Cut Lung Slices, kurz PCLS) ex vivo abbildet. RSV löst im Gewebe ähnliche Reaktionen wie bei Erkrankten aus. Erste Ergebnisse mit infizierten PCLS zeigen dabei nicht nur eine deutliche anti-virale Immunantwort, sondern auch die Aktivierung von Asthma-Biomarkern im Gewebe, die gezielt durch den Einsatz von präventiven Medikamenten geblockt werden könnten. Parallel hierzu wird in einem interdisziplinären Team im Fraunhofer Cluster of Excellence Immune-Mediated Diseases CIMD eine innovative Impfung entwickelt, die nicht nur vor schweren Atemwegsinfektionen mit RSV schützen soll, sondern auch die damit zusammenhängende Entwicklung von Asthma verhindern könnte. Inaktivierte Viruspartikel werden hierfür in Liposomen verpackt und in die Lunge appliziert. Dadurch soll ein Impfschutz direkt in den Atemwegen aufgebaut werden. Auch hier werden PCLS genutzt, um die Verträglichkeit sowie die immunmodulatorische Wirkung der Impfung zu untersuchen. So werden nicht nur wichtige erste Daten zur Anwendung im Menschen gewonnen, sondern auch gezielt Tierversuche vermieden.