Neue Publikation
Fraunhofer ITEM beteiligt an innovativer Modellstudie zu entzündlichen Darmerkrankungen
Etwa fünf Millionen Menschen weltweit leiden an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (IBD), darunter Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Trotz moderner Therapien bleiben viele immunologische Grundlagen der Erkrankung bislang ungeklärt – ein zentrales Hindernis für die Entwicklung neuer gezielter Behandlungsansätze.
Ein aktuelles Forschungsteam, an dem auch Klaudia Grieger und Valerie Schröder vom Fraunhofer ITEM sowie Forschende und Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover und des KRH Klinikums Siloah beteiligt waren, hat nun ein neues Modell vorgestellt, das die Untersuchung von Immunreaktionen direkt im menschlichen Darmgewebe ermöglicht. Für die Studie im Rahmen des ImmunAvatar-Projekts wurden Darmgewebeschnitte, sogenannte Precision-Cut Intestinal Slices (PCIS) aus chirurgischen Ileumresektaten von IBD-Patientinnen und -Patienten verwendet. Dieses Ex-vivo-Modell erlaubt es, krankheitsspezifische Immunantworten unter physiologisch relevanten Bedingungen zu analysieren und neue Therapien direkt im Patientengewebe zu testen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Gewebe von IBD-Patienten im Vergleich zu nicht erkranktem Gewebe erhöhte Spiegel spezifischer entzündungsfördernder Zytokine produziert. Zudem konnte mit dem Wirkstoff Pimecrolimus (ein Calcineurin-Inhibitor) eine deutliche Dämpfung dieser Entzündungsantwort erzielt werden.
Diese Publikation liefert erstmals eine umfassende Charakterisierung der lokalen Immunaktivität in menschlichen Darm-Gewebeschnitten und zeigt das Potenzial dieses Modells für die präklinische Wirkstofftestung auf. Die Studie ist ein wichtiger Schritt hin zu patientennahen Modellen für die Forschung an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen – und ein Beispiel dafür, wie Humangewebe-basierte Methoden die translationale Forschung voranbringen können.