Das biotechnologisch hergestellte Medikament ist eine passive Vakzine in Form eines vollständigen menschlichen Antikörpers, der an das Spike-Protein der SARS-CoV-2-Hülle bindet. Auf diesem Weg sollen die Viren direkt an der Verbreitung der Infektion im Körper gehindert werden. Im Gegensatz zu den derzeit vielfältig entwickelten aktiven Impfstoffen, die Gesunde vor einer Erkrankung schützen sollen, kann der neue Antikörper Patienten helfen, die bereits an COVID-19 erkrankt sind.
Die Fraunhofer-Forscher aus Braunschweig haben dafür eine vollkommen neue Produktionsstrategie konzipiert, die die Herstellung von Prüfmedikamenten für klinische Studien, welche normalerweise 1,5 bis 2 Jahre dauert, auf wenige Monate verkürzt. Diese neuartige, erheblich beschleunigte Entwicklungsstrategie wurde bereits mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt.
Das Fraunhofer ITEM wurde hierbei maßgeblich von Experten der Bayer AG unterstützt. »Ziel der Behandlung ist es, die Infektion so früh abzufangen, dass die typischen schweren klinischen Symptome der COVID-19-Erkrankung gar nicht mehr entstehen können. Auch eine vorbeugende Gabe als passiver Impfstoff zum sofortigen Schutz von Pflegepersonal und Risikopatienten ist vorstellbar«, sagt Professor Stefan Dübel, einer der Initiatoren des Projekts am Institut für Biotechnologie der Technischen Universität Braunschweig. »Antikörper bilden die am schnellsten wachsende moderne Wirkstoffklasse. Das Projekt hat Möglichkeiten für alternative Herstellungs- und Entwicklungsstrategien aufgezeigt, durch die nicht nur der COVID-19-Wirkstoff sondern auch andere zukünftige Biopharmaka-Kandidaten unter Umständen schneller und damit auch kostengünstiger in die klinische Prüfung gelangen können«, ergänzt Professor Holger Ziehr, Leiter der Pharmazeutischen Biotechnologie am Fraunhofer ITEM.