Projektleiterin Personalisierte Tumortherapie
»Die molekularen Grundlagen menschlicher Krankheiten zu ergründen und insbesondere die Krebsforschung haben mich schon seit meiner Jugendzeit fasziniert – mich mit diesen Themen zu befassen, ist meine Leidenschaft«, beschreibt Dr. Nataša Stojanović Gužvić ihr Verhältnis zu ihrem Beruf als Molekularbiologin. Sie hat in Belgrad Molekularbiologie studiert. Ihr Diplom und ihre Promotion hat sie, durch Stipendien gefördert, an der TU München absolviert. Eigentlich hatte sie vor, danach in das quirlige Berlin zu gehen, aber die beruflichen Möglichkeiten im beschaulichen Regensburg waren zu verlockend – eine PostdocStelle in der »Personalisierten Tumortherapie« am Fraunhofer ITEM unter der Leitung von Prof. Christoph Klein. Das erste Mal hatte sie ihn auf einem Kongress während ihrer Promotion getroffen und war inspiriert von seiner Forschung. 2015 startete sie in Regensburg als Postdoc in der ITEM-Arbeitsgruppe »Zelluläre und molekulare Diagnostik«. Vier Jahre später erhielt sie für ihre Arbeit zur mikrofluidischen Anreicherung, Isolierung und Charakterisierung von gestreuten Melanomzellen aus Lymphknotenproben den Regensburger Onkologiepreis.
Nach ihrer Elternzeit bekam die Forscherin die Chance, gemeinsam mit den ITEM-Arbeitsgruppen »Präklinische Therapiemodelle« und »Hochdurchsatz-Drugund -Target-Discovery« ein neues Krankheitsmodell für eine personalisierte Tumortherapie aufzubauen, nämlich Organoid-Kulturen. Ein großartiges Projekt, wie sie findet. Ein Organoid ist eine organähnliche Mikrostruktur, die mit Methoden der Zellkultur künstlich erzeugt wird. In Regensburg werden Organoide aus gestreuten, im Blut zirkulierenden Tumorzellen erzeugt. »Diese Organoide spiegeln tatsächlich die Tumorbiologie der Patientin oder des Patienten wider – sie tragen die Information über das aktuelle Tumorgeschehen in sich«, erklärt Dr. Stojanović Gužvić. Gestreute Tumorzellen unterscheiden sich genetisch vom Primärtumor, weshalb eine Therapie bestenfalls spezifisch angepasst erfolgen muss, damit sie Erfolg hat. Organoid-Kulturen aus Patientenproben können helfen, die wirksamen Medikamente gegen das Rezidiv zu finden. Dafür sind viele Arbeitsschritte nötig und auch die Hochdurchsatz-Technologie. Die Idee der automatisierten Verarbeitung lag daher nah.
Zu ihrer Leidenschaft für die Krebsforschung ist dadurch eine Begeisterung für die Automatisierung von Laborprozessen hinzugekommen, eine Technologie, die eigentlich in der Ingenieurwissenschaft angesiedelt ist. Bei der Umsetzung der automatisierten Probenverarbeitung sahen sich die Regensburger Forschenden allerdings mit Problemen konfrontiert, die mit ihrer Expertise in den Lifesciences nicht zu lösen waren. An diesem Punkt konnte die Wissenschaftlerin von der Interdisziplinarität innerhalb der FraunhoferWelt profitieren und beispielsweise mit dem ingenieurwissenschaftlich geprägten Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA Ideen austauschen und gemeinsam kreative Lösungen finden.
»Ich träume von einem automatisierten Labor, was es in Zukunft ermöglicht, zahlreiche Proben in kurzer Zeit zu verarbeiten, standardisierte Ergebnisse schnell zu bekommen und so letztlich der Patientin oder dem Patienten in der Klinik direkt zu helfen!«, resümiert die Projektleiterin. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern mittlerweile gerne in Regensburg, liebt Yoga zum Ausgleich und verbringt, wann immer möglich, Zeit an der heimatlichen montenegrinischen Adriaküste.