Wissenschaftlerin Pharmazeutische Biotechnologie am Fraunhofer ITEM in Braunschweig
Bei der Entwicklung von Arzneimitteln ist die Formulierung der Wirkstoffe ein wichtiger Baustein: Eine gut entwickelte Formulierung stellt sicher, dass der pharmazeutische Wirkstoff in der geeigneten Dosierung und Darreichungsform zielgerichtet verabreicht wird, um eine gewünschte therapeutische Wirkung zu erreichen und unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren. Mit dem Ziel, Formulierungssysteme für verschiedene Biopharmazeutika zu entwickeln, wird im Bereich Pharmazeutische Biotechnologie am Fraunhofer ITEM in Braunschweig eine Arbeitsgruppe aufgebaut. Mit dabei ist Selina Schrader.
Gestartet war die Biologin im Herbst 2021 am Fraunhofer ITEM in Braunschweig zunächst mit einem Projekt, bei dem es um die Formulierung von Bakteriophagen ging. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie rückten zunehmend RNA-Wirkstoffe in den Fokus und das Fraunhofer-Projekt RNAuto wurde ins Leben gerufen, um automatisierte Produktionstechnologien für mRNA-basierte Arzneimittel zu entwickeln. Gemeinsam mit Kolleg*innen aus sechs weiteren Fraunhofer-Instituten arbeitet die Wissenschaftlerin an diesem umfangreichen Projekt. Selina Schrader kümmert sich um die Bioprozessentwicklung und Formulierung von mRNA. Verpackt in Lipid-Nanopartikeln sollen die RNA-Moleküle sicher, vor Degradierung geschützt und gezielt in die Zielzellen gelangen.
Nach ihrem Master in Biologie war Selina Schrader in der Forschung und Entwicklung tätig, interessierte sich jedoch mehr und mehr dafür, die Forschung auch in die Anwendung zu bringen. So kam sie zu Fraunhofer, wo anwendungsorientierte Forschung im Fokus ist. Zurzeit arbeitet Selina Schrader viel im Labor. »Gerade jetzt beim Aufbau der Formulierungsgruppe gehe ich zunächst alle Arbeitsschritte selbst durch und optimiere sie, bis der Prozess etabliert ist«, erklärt die Forscherin. Die Prozesse müssen zunächst im Labormaßstab funktionieren. Im Fall des Projekts RNAuto kümmert sich darum die Gruppe um Dr. Christian Bär, Leiter der Arbeitsgruppe Regenerative Kardiologie am Fraunhofer ITEM in Hannover. Schrader baut dann den Prozess in einem etwas größeren Maßstab auf. Den Startpunkt dafür bildet eine Template-DNA, auf deren Grundlage die RNA enzymatisch hergestellt wird. Anhand des sogenannten DNA-Templates wird die DNA zunächst vervielfältigt und in RNA umgeschrieben. Anschließend wird die RNA aufgereinigt und eine optimale Verpackung dafür entwickelt. Über das Projekt sagt Selina Schrader: »Es bietet eine gute Gelegenheit, den ganzen Prozess von Anfang an, also vom therapeutischen Molekül bis zum verpackten, formulierten und schließlich abgefüllten Arzneimittel kennenzulernen und zu verstehen und so ein Formulierungssystem zu entwickeln, das auf verschiedenste Biologika angewendet werden kann.«
Einen Teil ihrer Arbeitszeit verbringt sie in den Labors des Fraunhofer ITEM in Braunschweig und den anderen Teil ist sie am PVZ tätig, dem Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik an der Technischen Universität Braunschweig, das eine gute Ausstattung und Basis für den Aufbau von Formulierungssystemen bietet. Auch in ihrer Freizeit ist Selina Schrader gerne im »Labor« tätig – in ihrem häuslichen, der Küche, backt sie unter anderem gerne Macarons. Damit diese gelingen, musste sie auch viel ausprobieren, so wie es auch ihre Forschungsarbeit in den Labors erfordert.